: Das Ende der Feilscherei
Endlich: Uli Hoeneß bekommt mit Makaay seinen Wunschstürmer und bezahlt dafür „irgendwo zwischen“ 17,7 und 17,75 Millionen Euro, was aber „fast schon wurscht“ ist, wie der Kaiser dazu meint
aus München THOMAS BECKER
Um 21.28 Uhr war im Münchner Sommertheater endlich der letzte Vorhang gefallen. „Makaay-Transfer nach München perfekt“, meldete der Sportinformationsdienst (sid) am Montagabend auf 31 mageren Zeilen das Ende einer ermüdenden Transfer-Affäre, deren Ausgang recht vorhersehbar war. La Coruña ist auf die Euro-Millionen angewiesen, hegte und pflegte sein Juwel in der Vorbereitung wie Eltern ihr Neugeborenes, auf dass sich der flinke Stürmer nicht noch die teuren Haxen breche. Der FC Bayern wiederum braucht, um den selbst gesetzten hohen internationalen Ansprüchen zu genügen, mehr als das Sturmduo Elber/Pizarro – allerdings nicht um jeden Preis. Schließlich hat ein FC Bayern es nicht nötig zu feilschen, so die kaum verdeckte Diktion der Chef-Feilscher Hoeneß und Rummenigge.
Was die Sache letztlich exakt kostet, wissen nur wenige; Manager Hoeneß beziffert sie auf „irgendwo zwischen 17,7 und 17,75 Millionen“, was auf jeden Fall der teuerste Transfer der FC-Bayern-Vereinsgeschichte ist. Egal, mehr als ein Achselzucken entlocken einem diese Zahlenspiele nicht. Fast möchte man sich dem lichtgestalten Durchblick Franz Beckenbauers anschließen: „Eine Million mehr oder weniger, das ist doch fast schon wurscht.“ Wohl gesprochen, Euer Wurschtigkeit, Hauptsache, er ist da, der Makaay. Denn der deutsche Meister braucht ihn.
So luxuriös der Kader der Münchner auch besetzt sein mag, in der Offensive geht es vergleichsweise übersichtlich zu. Während im Mittelfeld Kicker wie Jeremies und Scholl auf der Bank sitzen müssen, hießen am vergangenen Freitag beim Bundesliga-Auftakt die Ersatzstürmer des kommenden europäischen Spitzenklubs Zvjezdan Misimovic (21 Jahre, ein Mal Bundesliga) und Piotr Trochowski (19 Jahre, drei Mal Bundesliga). Die übrigen Stürmer haben mehr Kontakt zum Vereinsarzt als zum Trainer: Dauer-Sorgenkind Zickler fällt nach seinem Schienbeinbruch für ein halbes Jahr aus, und der beinahe genauso verletzungsanfällige Roque Santa Cruz ist im Training bislang noch nicht über die Gangart Traben hinausgekommen. In etwas mehr als einem Monat beginnt mit der Champions League der einzig wirklich relevante Wettbewerb für den deutschen Dauermeister – höchste Zeit für die Verpflichtung eines erstklassigen Stürmers.
Schon nach dem Gewinn der Meisterschaft hatte das Buhlen um Makaay begonnen, der im vergangenen Herbst auf die für einen Stürmer denkbar einfachste Weise auf sich aufmerksam gemacht hatte: mit drei Toren gegen den FC Bayern. Am 18. September begann mit dem 2:3 gegen die kanarienvogelgelb bedresste Truppe aus La Coruña die schwärzeste Europapokal-Serie des viermaligen Titelträgers, an deren Ende das sieglose Ausscheiden in Runde eins stand. Hauptschuldiger: Roy Makaay, der seinen vom genialen Spielmacher Valerón vorbereiteten Dreier recht kühl analysierte: „Es ist immer schön, drei Tore zu schießen, egal gegen wen.“ Besonders schön ist es sicher gegen den besten Torhüter der Welt, noch dazu, wenn man sich traut, Oliver Kahn den entscheidenden Ball durch die Beine zu schieben.
Keine Frage: Er wird die Bayern verstärken, der Torschützenkönig der spanischen Liga (29 Treffer). Für alle Bayern-Stürmer erhält nun jedes Training den Charakter eines Vorstellungsgesprächs. Die Zusammenstellung der Offensive wird für Hitzfeld nicht nur knifflig, sondern auch Politikum: Publikumsliebling Elber auf die Bank? Sind sich Makaay und Elber nicht viel zu ähnlich? Passt nicht Pizarro wesentlich besser zum Neuen? Und was tun, wenn der seit vier Jahren so ausdauernd aufgebaute Santa Cruz wieder fit ist? Und der Argentinier Tevez nach dem Weltpokalspiel im Winter auch noch kommen will?
Der Makaay-Transfer, die erste nennenswerte Stürmer-Verpflichtung der Bayern seit vier Jahren, ist aber vor allem Teil des Projekts „Runderneuerung“: Im letzten Jahr wurde das Mittelfeld aufgefrischt (Ballack, Zé Roberto, Deisler), nun die Abwehr verjüngt (Rau, Demichelis), und im Sommer 2004 läuft Elbers Vertrag aus, der dann nach sieben Jahren bei den Bayern wohl endlich auf seine Frau hört und irgendwo ins Warme zieht. Davor aber erwartet ihn und seine Kollegen noch ein heißer Herbst. Der Neue wird dafür schon zu sorgen wissen.